Kleiner Trick beim Training zeigt im Wettkampf große Wirkung

16.3.2004 WESTFALENPOST München/Menden. (wp) Als Oliver Kahn nebenan gegen Hansa Rostock das dritte Gegentor des FC Bayern München schlucken musste, interessierten sich nur einige 100 Meter Luftlinie entfernt zwei junge Eistänzer mehr für ihre Kür, die gerade anstand. Das zahlte sich aus: Die Mendenerin Saskia Brall und ihr Neusser Partner Tim Giesen waren das erste Paar aus Nordrhein-Westfalen, das den Isar-Pokal mit nach Hause nehmen durfte.

Dieser Wettbewerb ist nur für die höchsten Jugendklassen ausgeschrieben. Entsprechend hoch ist das Niveau angesiedelt, das Interesse im Ausland ist ebenfalls groß. Die im Vorjahr starken italienischen Paare mussten jedoch in der nächsthöheren Juniorenklasse antreten, nur ein Team aus dem Mittelfeld lief in der Klasse von Saskia Brall und Tim Giesen. Außerdem hatte ein starkes Duo aus der Ukraine abgesagt. Gegen die komplette bayerische Mannschaft und Meisterpaare mehrerer Landesverbände rechneten die Walburgis-Schülerin und der Neusser im Feld der elf Paare einen knappen Treppchenplatz hoch.

Aber es sollte viel besser kommen: Die Pflichttänze liefen ausgezeichnet. Der ausgeloste Foxtrott wurde sicher dargeboten. Die anderen Paare, mit Tanja Kolbe und Paul Boll auch die alten Rivalen aus Berlin, zeigten doch einige Schwächen, so dass Brall/Giesen von drei der fünf Richter auf Platz eins gesetzt wurden. Beim europäischen Walzer entschieden sich die heimischen Asse für die klassische Variante: Saskia Brall im weißen Kleid und Tim Giesen im Frack begeisterten mit Harmonie und Eleganz. Fast lautlos die Schritte als Ausdruck guter Technik. Vier Richter entschieden: Platz eins.

Landestrainer Vitali Schulz war baff: "Dass die zwei nach den Pflichttänzen führten, war für mich schon sensationell", sagte er. "Dass sie dann noch in der Kür so sicher und souverän ihren Platz verteidigten, zeigt die Klasse des Paares." So war es. Mit taktischer Raffinesse wurden schon am Morgen des zweiten Tages beim Training die schwierigsten Passagen präsentiert - ein Ausdruck des Siegeswillens. Es wirkte, denn das Berliner Paar zeigte schon da Nerven.

Ungünstig für Saskia Brall und Tim Giesen war nur, dass sie als erstes Paar der letzten Vierergruppe auftreten mussten. Nach dem Einnehmen der Startposition gab es dazu noch eine kleine Panne, weil nicht der Zigeunerwalzer "Schwarze Augen", sondern die Pausenmusik ertönte. Für die Talente kein Problem. Routiniert wurde die Mondhebung präsentiert - das gab Sicherheit. Im weiteren Verlauf gab es Szenenapplaus des Publikums. Die niedrigen Noten von 3,8 bis 4,0 ließen Zweifel aufkommen: Wieder eine Behandlung wie in Wien? Nein. Die Fehler der Konkurrenz wurden geahndet, Brall/Giesen waren auch in der Kür vorn. In dieser Form, konstatierte Landestrainer Schulz, dürfte auch beim Deutschland-Pokal Anfang April nichts anbrennen.

 

 

 

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