WZ 17.12.2003: Saskia Brall und Tim Giesen aus Neuss gewinnen in überzeugender Manier den Titel im Eistanzen bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften in Oberstdorf.
Neuss. Sie hatten die Ambitionen auf einen Platz auf dem Treppchen. Dass es am Ende für das junge Eistanzpaar Saskia Brall aus Iserlohn und Tim Giesen aus Neuss bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften in Oberstdorf sogar für ganz oben reichen würde, überraschte dann doch ein wenig. Für den Neusser Schlittschuhklub, für den Tim Giesen die Stiefel schnürt, ist dies der bisher größte Erfolg in der über 30-jährigen Vereinsgeschichte.
Und daran ließ das talentierte Paar von Beginn an
auch keinen Zweifel. Ihre Leistungen auf dem Eis waren durchweg gut, das sahen
auch die Preisrichter nicht anders. Am Ende verwiesen Brall und Giesen das Duo
Carolin Frenzel und Tobias Reisenauer auf Platz zwei, die Paarung Stephanie
Schneider und Thomas Meier musste mit Rang drei Vorlieb nehmen.
Mit dem
ersten Pflichttanz, einem Foxtrott, sorgte das von Landestrainer Vitali Schulz
gecoachte Paar schon mal direkt für klare Verhältnisse: Alle sieben Preisrichter
sahen Saskia Brall und Tim Giesen vorne, es gab sogar die erste 4,0 in der
B-Note. Nicht ganz so deutlich fiel das Ergebnis beim nächsten Pflichttanz aus,
einem europäischen Walzer. Dennoch war nur ein Preisrichter anderer Meinung und
setzte die Neuss-Iserlohner Paarung auf Platz zwei.
Dann wurde es fast
sogar noch einmal eng. Bange Minuten folgten für das Erfolgsduo in der
Oberstdorfer "Tränenecke", denn die Preisrichter aus Sachsen und Berlin sahen
plötzlich die bayrischen Konkurrenten Carolin Frenzel und Tobias Reisenauer
vorne. Doch es reichte für Saskia und Tim, der Jubel fiel dementsprechend
euphorisch aus.
Dabei lief es im Vorfeld alles andere als optimal für die
beiden Talente. Nach dem intensiven Sommertraining in Sofia musste der
15-jährige Tim Giesen mit einer schmerzhaften Entzündung im Knie wochenlang
pausieren, ehe er wieder mit dem Training beginnen konnte.
Mehrere internationale Wettkämpfe mussten abgesagt
werden, erst vergangene Woche im schweizerischen Bellinzona konnte man sich noch
einmal einem ernsthaften Test stellen. In der Pflicht lief es gut, doch bei der
Kür, einem russischen Zigeuner-Walzer zur Musik von André Rieu, stürzte Saskia
Brall und hatte einen regelrechten Blackout: "Ich konnte mich erst wieder an das
Ende der Kür erinnern."
Dass es für das Duo in Bellinzona dennoch zu
Platz drei in der Endabrechnung reichte, spricht für die Klasse des Paares, auch
wenn Schulz später kritisierte: "Die beiden müssen noch lernen, nach einem Sturz
wieder schnell zueinander zu finden und mit Ausdruck weiterzulaufen."
Bei
der Deutschen Meisterschaft blieb man zum Glück von einem Sturz verschont, alles
lief sprichwörtlich glatt.