Hallo Herr Dr. Schönmetzler,
in Ihrem Magazin
schreiben Sie ständig, dass der deutsche "Eiskunstlaufsport am Boden liegt".
Ganz so schlimm sehen wir dies zwar nicht so, denn die Popularität dieses
Sports hängt nach unserer Meinung nicht nur von 4 - 9 Platz Plazierungen bei
WM`s oder olympischen Spielen ab. Wenn dies alleine nur zählen würde,
dürfte sich in Deutschland keiner für Golf interessieren - denn da gibt es keine
deutschen Spitzen-Golfer.
Aus unserer Sicht liegen
die Probleme heute z.Tl. schon auf regionaler und örtlicher Ebene:
Viele Vereine stöhnen unter Mitgliedermangel und haben z.Tl. mit nur 30 - 60
aktiven sporttreibenden Kindern überhaupt keine Breitenwirkung und der
Eiskunstlaufsport wird dann logischerweise in Deutschland nicht beachtet
und nicht wahrgenommen. Wenn aber nicht genügend Quantität in den Vereinen
vorhanden ist, gibt es einerseits auch nicht genügend förderungswürdige Talente
(um die gewünschte Spitzen-Qualität hieraus zu selektieren) und andererseits
fehlt dann auch die eislaufbegeistere Masse (um das Eislaufgeschehen als aktives
Publikum bzw. als Fans zu begleiten).
Ist es nicht bezeichnend,
wenn gemeldet wird, dass bei einer Deutschen Meisterschaft in Oberstdorf oder
beim Cool-Jump-Wettbewerb in Erfurt gerade jeweils einmal mickrige 300-400
Zuschauer anwesend waren - und hiervon auch noch überwiegend Funktionäre bzw.
Begleitpersonen - also alles nur Inzucht. Bei so wenig Resonanz verliert der
Eiskunstlaufsport somit logischerweise jegliches Zuschauer- und
Medieninteresse und die ISU-Aufkündigung des Gelsenkirchener-Grand-Prix ist hier
nur die Spitze des Eisberges.
Wenn wir in Deutschland derzeit
nicht mit Weltmeistern glänzen können - dann muss der Eiskunstlaufsport eben
vorübergehend (wenn man ihn nicht nur "totverwalten" will) mit anderen
Attraktionen und Events in die positiven Schlagzeilen kommen.
Z.B. in Kanada, USA,
Frankreich, Schweden usw. gibt es mittlerweile riesige Event-Spektakel, vor
ausverkauften Eishallen und mit großer Medienberichterstattung rund um
internationale Synchron-Eiskunstlauf-Wettbewerbe - die DEU hat es bis
heute aber noch nicht einmal geschafft hier überhaupt einen internationalen
SYS-Wettbewerb auf die Beine zu stellen.
Wenn man an publikumswirksame
Schaulauf-Veranstaltungen denkt, fällt einem oft nur Holiday-On-Ice oder
Disney-on-Ice ein - attraktive, indirekt den Sport fördernde
Schaulauf-Veranstaltungen (Ausnahme: Stars-on-Ice) z.B. auf regionaler oder
Landesebene gibt es eigentlich nicht.
Auch dumme
Vereins-Pokal-Wettbewerbe werden immer unattraktiver, Meldungen sind
rückläufig, fallen aus .... und versanden.
Man sagt einerseits, dass der
"Fisch vom Kopfe her stinkt" - betrachtet man aber heute diese
Sportart in den Vereinen, in den Ländern und auf Bundesebene, dann "stinkt
hier nicht nur der Kopf".
Leider begleiten auch die beiden
einzigen Presseorgane auf diesem Sportgebiet - die Pirouette und das
Eissport-Magazin - dieses "eingeschlafene Verwalten" dieser Sportart (aus
unserer Sicht) zuwenig kritisch und man zeigt zuwenig Schwachstellen und
zuwenige Alternativen auf - z.Tl. erscheinen auch diese Magazine lediglich
als Verwalter von Wettbewerbs-Resultats-Listen und als schönes
Sportler-Bilderbuch.
Wir vom Neusser
Schlittschuh-Klub (NSK) haben hier sicherlich nicht das "Ei des Kolumbus"
erfunden und wollen auch nicht als Weltverbesserer gelten, aber wir wollen
aufzeigen, dass es auf regionaler Ebene auch anders geht, wir streben auch keine
Posten in der DEU usw. an: Der NSK z.B. ist ein Verein mit besonders vielen
Mitgliedern und mit sehr geringen Mitgliedgebühren. Dank einer alle 2 Jahre
stattfindenen Eis-Revue/Märchen-Aufführung ist der NSK finanziell gesund und
kann sich auch einmal Experimente leisten. Durch das Märchen schaffen wir es,
alle 2 Jahre die Neusser Eishalle 4-5 mal auszuverkaufen - d.h. das NSK-Märchen
ist mittlerweile eine regionale "Eissport-Kultveranstaltung" geworden, die
jedesmal über 10.000 Zuschauer anlockt. Der NSK ist nicht der sportliche
Top-Verein, wir sind nur mittelmäßig - aber durch Events machen wir ständig
auf uns aufmerksam und sind hierdurch regional bestens bekannt und bekommen so
auch mittlere sportliche Erfolge in der Regionalpresse berichtet und sorgen
hierdurch für den notwendigen Popularitäts-Kreislauf (siehe z.B. "der NSK in der
Presse" auf unserer Homepage: www.NSK-Neuss.de):
Z.B. Hatten wir im letzten Jahr eine 1-stündige Reportage im populären
WDR-Kinderfunk "LILIPUZ"; das ZDF und RTL berichtete über unsere
Eislauf-Jugendlichen, die im Umkreis in zig Städten die Eishallen für die
Stiftung-Warentest testeten; zig Märchenberichterstattungen .... usw. sorgen
außerdem dafür dass unser Sport in der Region bekannt und populär
ist.
Wir "leiden" lediglich darunter,
dass in unserer nahen Umgebung, auf Landes- und auf Bundesebene ansonstemn alles
"ruhig" ist. Mit dieser Hintergrund-Information möchten wir Sie motivieren, auch
ggfs. andere aufzuwecken.
Gruß Ulrich Giesen
Vorstand des Neusser Schlittschuh-Klubs e.V. -
NSK