Seit fast 30 Jahren gibt es schon die Neusser Eishalle im Reuschenberger Südpark. Hier stehen die Eishalle und die Eis-Disco jedermann während der öffentlichen Laufzeiten zur Verfügung. Täglich nutzen auch Schulen und Kindergärten die Halle zum Sportunterricht auf dem Eis und zu gewissen Zeiten steht dann die Eishalle noch den Sportvereinen zur Verfügung: einerseits den Eishockey-Spielern des NEV und andererseits den Eiskunstläufern und Eistänzern des Neusser Schlittschuh-Klubs (NSK). Der NSK - bekannt vor allem durch sein Eis-Revue-Märchen - ist nun auch schon fast 30 Jahre alt und gehört somit bundesweit zu den Eislauf-Traditionsvereinen. Aber auch sportlich ist der NSK ein positives Aushängeschild für Neuss: Aufgrund der herausragenden sportlichen Leistungen wird die Stadt Neuss deshalb bei der traditionellen Sportlerehrung durch Bürgermeister Herbert Napp am 28. Januar 2003 in der Stadthalle den NSK-Eistanz-Sportler Tim Giesen und die 20 jungen Damen der NSK-Synchron-Eistanzgruppe „Hurricanes On Ice“ ehren.
Tim Giesen:
Tim
Giesen – heute 14-jähriger Quirinus-Gymnasialschüler – kam vor fast
9 Jahren durch das NSK-"Kinder-Eislaufen unter Anleitung" zum Eislaufen:
zusammen mit seiner ein Jahr älteren Schwester Mona und der Mutter lieh man sich
zunächst ein Paar Schlittschuhe und
„rutschte“ in der öffentl. Laufzeit etwas übers Neusser Eis. Dort zeigten
dann NSK-Übungsleiter wie man die Beine richtig voreinander setzen sollte und
Tim bekam Spaß am Eislaufen, er wurde NSK-Vereinsmitglied. Hier lernte er
dann unter erfahrener Traineranleitung Geradeauslaufen, Bremsen, Storch,
Flieger, Übersetzen, Chassée-Schritte,
Dreiersprung mit Mohawk, den Salchow und die ersten Pirouetten. Er legte
die ersten Prüfungen als Eisläufer, Freiläufer, Figurenläufer, Kunstläufer und
die ersten Kürklassen ab und nahm im NRW-Umkreis an den ersten
Pokal-Wettbewerben und Städtevergleichen teil. Im Jahre 1999 – Tim Giesen
war gerade 10 Jahre alt geworden – fiel er bei einer Kadersichtung dem
NRW-Verbandstrainer auf und wurde gefragt, ob er nicht „richtig Eistanzen als
Leistungssport“ betreiben wollte.
Seit dieser Zeit nun fährt Tim Giesen an 5 Tagen pro Woche, nach
der Schule von Neuss nach Dortmund und abends wieder zurück, da nur dort im
Olympia-Stützpunkt und NRW-Eislauf-Leistungszentrum
ausreichende Trainingsmöglichkeiten und Eiszeiten bestehen.
Unter der Obhut von NRW-Landestrainer Vitali Schulz wird hier nun täglich
2-3 Stunden hart trainiert.
Zum Eistanzen braucht man aber eine passende Partnerin, die
mit gleichem Elan, demselben Ehrgeiz und der gleichen Disziplin das tägliche,
mühselige Training in der kalten Eishalle mitmacht. Mitte 2002 stand Tim Giesen
plötzlich ohne Partnerin da und auf NRW-Landesebene wurde dann kurzfristig
ein neues Tanzpaar zusammengestellt: Erst seit Beginn der neuen
Eislaufsaison, seit Herbst 2002 trainiert Tim Giesen nun mit seiner neuen
Partnerin, der 12-jährigen Saskia Brall aus Menden vom ERG-Iserlohn. Täglich
findet hier nun eine „Sternfahrt“ einerseits von Neuss am Rhein und andererseits
von Menden im Sauerland nach Dortmund statt, um dort gemeinsam zu
trainieren, denn für die Teilnahme an Meisterschaften mussten erst wieder
Sichtungen, Prüfungen und Leistungsbeobachtungen vor DEU-Kommissionen
absolviert werden. Erst Ende November 2002 erhielt man dann die
„Fahrkarte“: Der NRW-Landesverband hatte Saskia Brall und Tim Giesen zur
Deutschen Nachwuchs-Meisterschaft gemeldet.
Sakia Brall und Tim Giesen
fuhren also vom 11.-15. Dezember 2002 ins sog. Eis-Mekka nach Oberstdorf zur
Deutschen Nachwuchs-Meisterschaft unter dem Motto „teilnehmen ist
alles“ - denn an Aussichten auf gute Platzierungen war in diesem Jahr
eigentlich noch nicht zu denken. Mit Spannung
hatte jedoch Landestrainer Vitali Schulz auf diesen Vergleich gewartet - konnte
man doch erst bei einem Treffen mit den Besten des Jahrgangs aus ganz
Deutschland sehen, wo man wirklich steht. Schon nach den beiden Pflichttänzen
lehrten sie der DM-Konkurrenz aus Chemnitz, München und Amberg das Fürchten: Das
bundesweite Erstaunen war nicht schlecht, als Saskia Brall und Tim Giesen dann
im Endergebnis auf dem dritten Platz landeten und auf dem Siegertreppchen den
Bronzepokal entgegennahmen. Nach so kurzer gemeinsamer Trainingszeit
konnten die beiden daher schon zur bundesdeutschen Spitze im Eistanzen
aufschließen und werden seither als Geheimtipp gehandelt. Friedr. Dieck, Vizepräsident
der Deutschen Eislauf Union (DEU): "Ordentlich, was die beiden in wenigen Wochen
geschafft haben“. Nach diesem
unerwarteten Erfolg kommen nun neue Aufgaben auf Saskia Brall und Tim
Giesen zu: Bereits vom 13.-15. Februar müssen sie sich nun erstmalig
international bewähren - bei einem Wettbewerb in Wien treffen sie dann auch
auf Konkurrenten aus ganz Europa, aus den USA und aus Kanada. Vom 13.-14. März
geht es dann zu den Deutschen Jugendmeisterschaften nach Erfurt und im
April muss man sich in Bozen in Italien beim nächsten internationalen
Wettkampf bewähren.
„Hurricanes on Ice":
Eiskunstlaufen ist z.Tl. ein sehr harter Ausscheidungssport:
Monatelang muss hart trainiert werden und ein kleiner „Patzer“ bei einem
Wettbewerb kann schon dafür sorgen, dass die ganze Mühe umsonst war. Manche
Eiskunstlauf-Sportler trainieren manchmal bis zu 2-3 Jahre, um alleine
einen einfachen Axel fehlerfrei springen zu können. Um Jugendlichen zwischen 12
und 18 Jahren nun eine zusätzliche Alternative im Eiskunstsport bieten zu
können, hat der NSK Ende 2000 eine eigene Junioren-Formations-Gruppe
gegründet, die „Hurricanes on Ice“.
Hiermit gehört derzeit der NSK zu den wenigen bundesweiten
Eiskunstlaufvereinen, der überhaupt schon diese neue Disziplin des
Synchron-Eiskunstlaufens anbietet.
Formations-Eiskunstlaufen oder auch Synchron-Eislaufen bzw.
Precision-Ice-Skating genannt, ist nämlich die jüngste Disziplin im
Eiskunstlaufen: Die Idee, eine Anzahl von 12 bis 20 Eiskunstläufern synchron,
gemeinsam in einem Team auftreten zu lassen, verbreitete sich um 1960
zunächst in den USA und in Kanada und die Popularität wuchs ständig. Es dauerte
dann aber bis 1992 bis die sog. Precision-Ice-Skating-Regeln durch den
internationalen Eissportverband (ISU) beschlossen wurden. Seitdem
geht es aber stetig nach oben: 1996 veranstaltete die ISU den ersten World-Cup
für Synchron-Eiskunstlaufen und seit dem Jahre 2000 werden auch
Weltmeisterschaften veranstaltet. Die Hoffnung ist groß, dass diese neue
Disziplin schon 2010 olympisch wird. In den Formations-Wettbewerben werden ein
Kurzprogramm mit vorgeschriebenen Elementen und eine Kür mit freier
Elementenwahl gelaufen. Es werden die technischen Grundelemente Kreis,
Block, Linie, Rad und Durchkreuzungsmanöver gezeigt und entscheidend ist
die Präzision, die Sauberkeit und die Gleichmäßigkeit der einzelnen
Elemente.
Die Neusser „Hurricanes on Ice“ hatten schon bei den
Vorführungen des NSK-Weihnachtsmärchens – „Der Zauberer von Oz“ – im
Advent 2002 die Zuschauer zu wahren Beifallsstürmen hingerissen. Aber
auch der Formations-Eistanz ist nicht nur Show, sondern ein knallharter
sportlicher Wettkampf: Anfang 2002 wurden die Hurricanes NRW-Meister und
durften daher im Dezember auch an den Deutschen Nachwuchs-Meisterschaften in
Oberstdorf teilnehmen und sich mit den langjährig etablierten Formations-Gruppen
aus Berlin, München und Stuttgart messen. Ein guter 4ter Platz in der
Junioren-Gruppe war der Lohn für diese ersten Mühen. In dieser Saison starten
die Hurricanes dann auch erstmalig international, im März geht’s nach
Frankreich, nach Valenciennes zur „Trophée des Hauts de
France“.